Wie funktioniert die Börse?

Für die einen ist sie ein Buch mit sieben Siegeln. Für andere logische Mathematik oder etwas Faszinierendes, das man nur mit Psychologie erklären kann. Es liegt immer im Auge des Betrachters. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie die Börse funktioniert

„An der Börse gibt’s nur Schmerzensgeld – erst kommen die Schmerzen und irgendwann das Geld!“, hat Andrè Kostolany einmal gesagt. Das ist einer der vielen Sprüche, die versuchen, uns zu erklären, wie die Börse funktioniert. Zugegeben: Dieser Spruch ist nicht sehr aufschlussreich, wenngleich er zutrifft. Isac Newton lag da schon etwas näher an der Realität, als er sagte: „Ich kann zwar die Bahn der Gestirne auf Zentimeter und Sekunden genau berechnen, aber nicht, wohin eine verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann!“ Isac Newton war ein Genie der Physik. In Sachen Börse hatte er kein glückliches Händchen und wusste wohl nicht, wie sie funktioniert. Der geniale Wissenschaftler hatte an der Börse ein ganzes Vermögen verloren.

Zugegeben: Börse und Börsengeschäfte waren und sind immer irgendwo auch ein Faszinosum. Die Sache mit den steigenden und fallenden Aktienkursen ist oft spannender als jeder Thriller und keiner weiß, wie es richtig funktioniert. Aufwärtstrends an den Aktienmärkten lösen regelmäßige Hochstimmungen aus und Rückschläge sind ein richtiger Schock. Aber ist es immer gleich ein großer Crash, eine Katastrophe? Ganz sicher nicht! Aktienkurse sind keine Einbahnstrasse! Sie steigen und fallen; fallen und steigen. Darin liegen ihre Chance, aber auch ihr Risiko und natürlich ihr Reiz.


Kein Buch mit sieben Siegeln

Die Erklärung, wie die Börse funktioniert, ist längst nicht so mysteriös, wie es manchen vielleicht erscheinen mag. Erfolg zu haben ist im Grunde genommen ganz einfach: Wenn du zum Bespiel Aktien zu einem niedrigen Kurs kaufst und zu einem höheren wieder verkaufst, erzielst du einen Kursgewinn. Umgekehrt erleidest du einen Kursverlust. So einfach ist das! Glaub nicht die ganzen Schauermärchen, die in der Regel von Leuten in die Welt gesetzt werden, die null Ahnung haben, wie Börse funktioniert. Aktien- oder andere Wertpapiergeschäfte sind kein Glücksspiel, Kursschwankungen kein Zufall. Sie gehorchen stets ihrer inneren Logik! Es ist für Laien leider oft problematisch, diese Logik zu erkennen und richtig zu interpretieren. Wenn du dich aber ein klein wenig mit diesem Thema beschäftigst, dann wirst du schnell erkennen, dass die Börse kein Buch mit sieben Siegeln ist, sondern dass sie relativ einfach funktioniert.


Funktion der Börse und ihre Teilnehmer

Formal ausgedrückt ist die Börse der Treffpunkt von Angebot und Nachfrage. Sie funktioniert wie jeder andere Markt und bringt Käufer und Verkäufer zusammen und vermittelt zwischen ihnen. Es erfolgen die Preisfeststellung in Form der Kursnotierung und der Abschluss der Handelsgeschäfte. Wie die Börse funktioniert und welche verschiedenen Arten es gibt, lässt sich am besten nach der Art der an ihnen gehandelten Produkte unterscheiden. An den Warenbörsen werden beispielsweise Rohstoffe oder landwirtschaftliche Erzeugnisse (z.B. Rohöl, Metalle, Getreide und Fleisch) gehandelt.

Wertpapierbörsen sind ein organisierter Marktplatz für Wertpapiere: Aktien, Optionsscheine, Anleihen und andere Wertpapiere. Ihre Hauptaufgabe ist es, Unternehmen, Institutionen und den Staat bei der Kapitalbeschaffung zu unterstützen und den Anlegern die Investition ihres Vermögens zu ermöglichen. Wie funktioniert nun eine Börse? Sie bietet den am Markt beteiligten Gruppen die Möglichkeit, ihre Kauf- und Verkaufsinteressen durchzuführen und fungieret dabei als eine Art Dienstleister für Investoren auf der einen, Kapital suchenden Institutionen auf der anderen Seite und natürlich auch für andere Beteiligte, wie Wertpapierhändler und Banken. Die Veröffentlichungen der Kursnotierungen und der Umsätze von Wertpapieren dienen der Information aller Marktbeteiligten und sorgen für die nötige Transparenz im Börsen geschehen.

Um zu verstehen, wie die Börse funktioniert, wenn du auch weißt, wer die direkte Teilnehmer am Börsengeschehen sind:

Amtliche Kursmakler
Ohne amtliche Kursmakler funktioniert die Börse nicht. Sie haben die Aufgabe, Geschäftsabschlüsse an den zum Amtlichen Handel zugelassenen Wertpapieren zu vermitteln und die amtliche Kursnotierung festzustellen. Sie dürfen aber nur die ihnen zugewiesenen Wertpapiere handeln und auch nur zwischen Börsenteilnehmern vermitteln. Die amtlichen Kursmakler dürfen keine direkten Geschäfte für private Anleger tätigen.
Freie Makler
Die freien Makler müssen von der Börsengeschäftsführung zugelassen werden und vermitteln Geschäfte in allen Wertpapieren, teilweise auch in amtlich gehandelten Werten. Sie stellen teilweise die offiziellen Börsenpreise im Geregelten Markt, wie auch im Freiverkehr fest.
Börsenhändler
Hier sind nicht Spekulanten gemeint, sondern die zum Börsenhandel offiziell zugelassenen Händler. Ähnlich wie bei den amtlichen Kursmaklern funktioniert die Börse ohne sie nicht. Die offiziellen Händler sind meist Vertreter von Banken oder Wertpapierhandelshäusern und bringen die Kauf- und Verkaufsaufträge zur Börse und betreiben den Handel von Wertpapieren auf eigene oder fremde Rechnung, also entweder im Eigenhandel und/oder als Kommissionäre auf Rechnung ihrer Kunden. Die Börsenhändler stellen die größte Gruppe der an der Börse tätigen Personen dar.


Die Sprache der Börse

Willst du wissen, wie die Börse funktioniert, musst du ihre Sprache verstehen. Schau dir einfach mal die TV-Berichterstattungen in den Nachrichten- und Börsensendern an, dann werden dir sehr schnell die unterschiedlichen Fachbegriffe auffallen, die von den Moderatoren und/oder den interviewten Fachleuten gebraucht werden. Börsianer haben ihre eigene Sprache und benutzen für steigende und fallende Aktienkurse bestimmte Synonyme. Die solltest du kennen, damit du verstehst, wie die Börse funktioniert. So stehen Namen wie „behauptet“, „gehalten“ oder „uneinheitlich“ beispielsweise für eine Seitwärtsbewegung der Kurse. Das heißt, für eine Tendenz, wobei die Kurse sich kaum oder gar nicht verändern. Bezeichnungen wie „freundlich“, „fest“ oder „Bullenmarkt“ stehen für steigende Kurse, „schwach, „rückläufig“ oder „Bärenmarkt“ hingegen für fallende Kurse.

Ein ganz spezielles, aber überaus wichtiges Völkchen im Börsenalltag sind die Analysten. Ohne sie funktioniert weder die Börse, noch das allgemeine Anlagegeschäft. Wie du sicher schon im Fernsehen gesehen hast, sind Analysten gern gesehene Interviewgäste in den einschlägigen TV-Sendungen. Sie sind diejenigen, die Unternehmen auf Herz und Nieren prüfen und dann ihre Erkenntnisse und ihr Votum in Form von Aktienempfehlungen an Investoren herausgeben. Wie gesagt, ohne sie funktioniert die Börse nicht, denn sie haben auf das Börsengeschehen einen großen Einfluss. Ein Großteil der Investoren folgt ihren Ratschlägen und Voten.


Der Einfluss der Analysten

Dass Börse manchmal wie Psychologie funktioniert, fällt auch auf, wenn man Analysten bei ihrer täglichen Arbeit beobachtet. Sie greifen nämlich bei ihren Äußerungen ebenfalls auf eine ihnen eigene Ausdrucksweise zurück. Wenn ein Analyst eine Aktie für „schlecht“ hält, dann sagt er normalerweise etwas in der Art wie „die Aktien sollte man halten“. Sie suggerieren manchmal etwas Positives, selbst wenn sie was Negatives meinen. Der Ausspruch „die Aktie sei ein fundamentaler Kauf“ kann auch bedeuten, dass man zum Beispiel aus technischer Sicht genau diese Aktie schnell verkaufen sollte.

Warum ist das so? Warum funktioniert die Börse, warum funktionieren die vielen Empfehlungen, die wir so hören anscheinend auch nicht anders, als Werbung? Nun, der Grund liegt vielleicht darin, dass viele Analysten gar nicht so unabhängig sind, wie uns von der Finanzszene und den Medien glaubend gemacht wird. In vielen Fällen arbeiten sie für Banken, Investmenthäuser und andere vergleichbare Institutionen. Wenn der Arbeitgeber des Analysten bei einem Unternehmen zum Beispiel mit Krediten engagiert sein sollte und der Analyst die Aktien dieses Unternehmen nicht positiv bewertet, dann schadet er diesem. Das wiederum kann sich negativ auf das Kreditengagement seines Arbeitgebers auswirken. In solchen Fällen kann es durchaus vorkommen, dass der eine oder andere Titel auch einmal „schöngeredet“ wird.

Du siehst: Die Börse funktioniert auch nicht viel anderes, wie das ganz normale Leben…