Wie funktioniert der Handel mit Zertifikaten?

Im Gegensatz zu anderen Geldanlage-Produkten, spielen Emittenten bei Zertifikaten eine sehr wichtige Rolle. Sie legen die die Papiere nicht nur auf, sondern sind auch entscheiden am Handel mit ihnen beteiligt.

Beim Handel mit Zertifikaten spielen die Emittenten der Papiere eine zentrale Rolle. Denn mit der Emission eines Zertifikats ist der Job eines Emittenten noch lange nicht beendet. Vielmehr muss er während der gesamten Laufzeit des Papiers stets den aktuellen Wert berechnen und die Anleger fortlaufend in Form von Kauf- und Verkaufskursen informieren. Wer im Umgang mit Zertifikaten noch ein wenig unerfahren ist, fragt sich, wie denn der Preis beim Handel dieser Papiere eigentlich zustande kommt. Bei Aktien ist das relativ einfach nachzuvollziehen, denn hier entsteht der Preis durch Angebot und Nachfrage durch den Markt, sprich an der Börse. Bei Zertifikaten ist das aber ganz anders!

Es ist Sache der Emittenten, beim Handel ständig den aktuellen Wert eines ausgegebenen Papiers zu berechnen. Hinter der Funktionsweise der meisten Zertifikate -Strukturen steckt eine Menge Mathematik und es wäre völliger Unsinn anzunehmen, dass sich der Preis bei mehr als 30.000 ausstehenden Zertifikaten allein durch Angebot und Nachfrage bilden könnte. Bei der Vielzahl der Papiere kann allein auf Basis der Preisregulierung durch den Markt überhaupt kein reibungsloser Handel zustande kommen. Um diese Lücke zu schlissen bedarf es eben des Emittenten! Er allein weiß zu jeder Zeit ganz genau, welchen Wert seine Zertifikate haben.


Die Kurse beim Handel mit Zertifikaten

Für jedes Zertifikat wird jeweils aktuell ein Geld- und ein Briefkurs ermittelt, der als handelbarer Wert zur Verfügung steht. Die Bank macht den Markt und wird deswegen auch als Market Maker bezeichnet. Der Geldkurs ist beim Handel mit Zertifikaten immer ein wenig niedriger als der Briefkurs und gilt als der Preis, zu dem Emittenten ihre Zertifikate sofort zurückkaufen. Der etwas höhere Briefkurs hingegen ist der Preis, zu dem Sie als Anleger die Papiere vom Emittenten erwerben können. Die Differenz der beiden Kurse wird beim Handel mit Zertifikaten als Spread bezeichnet.

Es ist wichtig zu wissen, was es mit dem ständigen Angebot von Geld- und Briefkursen auf sich hat. Oft existiert die völlig falsche und irrige Meinung, dass Zertifikate nicht gehandelt werden können, weil an der Börse keine Umsätze zu verzeichnen sind. Sogar Bankberater, die sich mit Zertifikaten noch nicht so gut auskennen, sind diesem Irrtum unterlegen. Da Emittenten laufend Geld- und Briefkurse ermitteln, können Anleger alle Zertifikate sofort kaufen und auch wieder verkaufen. Selbst wenn über längere Zeit bei einem Papier keine Umsätze mehr zu verzeichnen sind. Wenn Anleger ihren Auftrag abgeben und dieser an die Börse gleitet wird, überprüft der zuständige Makler umgehend, ob just in diesem Moment eine passende Gegenorder von einem oder mehreren anderen Anlegern vorliegen. Wenn ja, werden diese genutzt. Wenn nicht, dann greift der Makler unmittelbar auf den Geld- bzw. Briefkurs des Emittenten zurück und führt Ihren Auftrag aus.


Bei Handel mit Zertifikaten ist Schnelligkeit angesagt

Die Börse Frankfurt (Smart Trading) hat sich dazu verpflichtet, dass dieser Vorgang beim Handel nicht länger als 30 Sekunden dauert. Angenommen, bei einem bestimmten Zertifikat ist seit mehreren Tagen oder gar Wochen an der Börse nichts mehr passiert, dann geht der Kauf oder Verkauf trotzdem innerhalb von 30 Sekunden über die Bühne. Anleger müssen Ihre Aufträge auch nicht unbedingt mit einem Limit versehen. Neben der Schnelligkeit der Orderausführung verpflichtet sich die Börse auch, ein Geschäft niemals außerhalb der vom Emittenten gestellten Geld-Brief-Spanne abzuwickeln. Das bedeutet: Anleger laufen beim Handel mit Zertifikaten niemals Gefahr, zu einem unfairen Preis „abgezockt“ zu werden.

Das bedeutet nicht, dass sie bei Zertifikaten ganz auf Limits verzichten sollten. Es lohnt sich zum Beispiel beim Einstieg mit einem Limit zu arbeiten, um so vielleicht einen kleinen Rücksetzer des gewünschten Papiers automatisch auszunutzen.


Börslicher und außerbörslicher Handel mit Zertifikaten

Neben dem Handel an der Börse existiert auch ein außerbörslicher Handel mit Zertifikaten, welchen Depotbanken auf Kundenanweisung direkt mit dem Emittenten durchführen können. Der außerbörsliche Handel, den viele Banken und Broker auch online anbieten, ist interessanter. Hier werden Anleger über den Broker bzw. dessen Onlineplattform direkt mit dem Emittenten verbunden. Sie stellen online eine Preisanfrage mit Angabe der zu handelnden Stückzahl von bestimmten Zertifikaten und die Bank antwortet darauf mit einem handelbaren Kurs. Diesen können Anleger per Mausklick annehmen oder auch ablehnen. Die Vorteile:

 Anleger wissen im Vorfeld, zu welchem Kurs die Order effektiv abgewickelt wird und
 die Transaktion geht noch schneller als im Börsenhandel.

Der Onlinehandel ist vor allem für Anleger interessant, die mit anderen Instrumenten, wie beispielsweise Optionsscheinen, schnelle Käufe und Verkäufe innerhalb eines Tages durchführen wollen (Day-Trading), um dadurch auch von kleinsten Preisschwankungen zu profitieren. Wer mit Zertifikaten jedoch einen mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau verfolgt, dem nützen wenige Sekunden Vorsprung im außerbörslichen Handel eher wenig. Anleger sollten Sie sich lieber auf die Dienstleistungen der Börsen verlassen, die ihnen zum Beispiel auch die automatische Überwachung von Stoppmarken anbieten. Das funktioniert beim außerbörslichen Handel in der Regel nämlich nicht.