Hedgefonds sind und bleiben ein Faszinosum der Börse. Wer die Jahres-Verdienste ihrer Manager sieht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. So faszinierend Hedgefonds auch sind, so mysteriöse kommen sie vielen vor. Blicken wir in diesem Artikel doch einfach einmal hinter die Kulissen dieser schillernden Szene
Keine Frage, sie sind die unangefochtenen Stars der Börsenwelt. Die Hedgefonds Manager. Ihre Aktionen an den Finanzmärkten sorgen seit Jahrzehnten für Schlagzeilen. Egal, ob das nun märchenhafte Gewinne sind, oder gigantische Verluste. Namen, wie George Sorros, James Simons, Ray Dalio und Floria Homm stehen für diese schillernde Szenen des ganz großen Geldes, wie Cristiano Ronaldo oder Franz Beckenbauer für die Oberliga im Fußball. Nicht nur das, Hedgefonds Manager sorgen jedes Jahr auch durch ihre Einnahmen für Furore. Laut Forbes-Liste streichen die erfolgreichsten Hedgefonds Manager Jahressaläre von mehreren hundert Millionen bis teilweise über die Milliarden- Grenze ein. Kein Wunder, dass diese Investment-Vehikel für Faszination und Illusion gleichermaßen sorgen. Vielen von euch erzähle ich da nichts Neues. Aber ganz ehrlich: Wisst ihr genau, wie Hedgefonds funktionieren? Wie sie und auf welche Weise sie ihre teilweise gigantischen Gewinnen einfahren?
Kaum ein anderes Anlagemedium hat eine derart bewegte Geschichte in Bezug auf Größe, Wertentwicklung und Beachtung aufzuweisen. Hedgefonds gerieten immer dann in den Fokus des weltweiten Interesses, wenn es spektakuläre Entwicklungen gab. Der Grund für diese spektakulären Nachrichten liegt in ihrer Anlagephilosophie: Alles ist möglich, um Profit zu machen. Punkt! Das sagt eigentlich schon alles aus. Hedgefonds investieren ganz bewusst außerhalb aller gesetzlichen Regularien und Anlagevorschriften. Um ihr Ziel zu erreichen, nutzen die Hedgefonds Manager ausnahmslos alle Möglichkeiten der Kapitalanlage, die sich bieten. Sie investieren also nicht nur in Wertpapiere, sondern tätigen auch Leerverkäufe, nutzen Termingeschäfte im Finanz- und Warenbereich, ergänzen ihre Eigenkapitalbestände mit Krediten und machen Arbitrage- und Spread-Geschäfte.
Hedgefonds – Die Champions League der Geldanlage
Hegdefonds sind meistens in den Steueroasen, wie den Bermudas, den Cayman-Inseln oder den britischen Virgin Islands angesiedelt, denn dort existieren kaum gesetzliche Beschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit. Eine Anlage in diesen Fonds bedeutet, dass der Investor prinzipiell nicht in ein Anlagesegment investiert, sondern in erster Linie in das Können der jeweiligen Manager bzw. des zuständigen Managements. Deshalb dürft ihr Hedgefonds (oder Hedge Funds, wie es im Englischen heißt) keinesfalls mit ‚normalen’ offenen Investmentfonds vergleichen.
Direkte Engagements in Hedgefonds sind genau genommen auch nur großen und institutionellen Investoren (Versicherungen, Banken, Investmenthäuser, Pensionsfonds usw.) und ausgesuchten vermögenden Privatanlegern (Family Offices) vorbehalten, die großen Summen einbringen können. Als Privatanleger könnt ihr heute auch in Hedgefonds investieren. Sowohl direkt in einige spezielle Fonds, als auch in Dachfonds. Die investieren die Anlagemittel wiederum in einzelne Hedgefonds. Dadurch wird das Ausfallrisiko einzelner Fonds breit gestreut.
Hedge-Fonds-Strategien
In der Öffentlichkeit sind nur einige große Hedgefonds und ihre Manager bekannt. Und diese werden meist auch nur im Zusammenhang mit Extremen genannt. So zum Beispiel die Hedge-Fund-Legende George Sorros, der seiner Zeit gegen die Bank von England gewettet hatte und über Nach etwa eine Milliarde Dollar verdiente. Oder John Paulsen, der als einer der ganz Wenigen die Finanzkrise vorausgesehen hatte und dadurch um satte 3,7 Milliarden Dollar reicher wurde. Auch das hat viel zum Mythos „Hedgefonds“ beigetragen. Bei genauer Betrachtung stellt am aber fest, dass es sich vielmehr um eine äußerst differenzierte Anlageform handelt.
Ein wesentliches Erfolgskriterium der Hedgefonds ist deren geringe Regelementierung und große Flexibilität, die sich in einer Vielzahl von unterschiedlichen Strategien und Stilrichtungen der Manager niederschlägt. Jede Strategie hat ihre spezifischen Risiko- und Renditekriterien, jede erfordert andere Fähigkeiten und Erfahrungen der Manager. Eine offizielle Kategorisierung ist demnach fast unmöglich. Dennoch lassen sich einige Grundmuster feststellen, die ich euch im Folgenden kurz vorstelle:
Global-Macro-Strategie
Hedgefonds, die dieser Strategie folgen, spekulieren auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen verschiedener Märkte und Branchen. Zu diesem Zweck werden Analysen und Prognosen im Zusammenhang mit vermuteten Veränderungen bei Aktien, Festverzinslichen Papieren, Währungen, Edelmetallen, Rohstoffen etc. herangezogen. Entscheidend für den Erfolg ist es, Veränderungen und Trendbrüche vorherzusehen und entsprechend zu reagieren. Die meisten der namhaften Hedgefonds kommen aus dem Global-Macro-Bereich.
Typische Vertreter sind beispielsweise George Sorros und Stan Druckenmiller. Die Anzahl der Global-Macro-Fonds ist relativ gering, das dort verwaltete Vermögen aber enorm hoch. Sie sind auch diejenigen Hedgefonds mit der größten Publikumswirkung und sie nehmen aufgrund der Breite ihres Betätigungsfelds einen hohen Stellenwert innerhalb der Hedge-Fund-Szene ein. Sie weisen in der Regel eine hohe Rendite aber auch eine hohe Volatilität auf.
Event-Driven-Strategie
Event-Driven- oder ereignisbezogene Hedgefonds nutzen spezifische Ereignisse im Lebenszyklus eines Unternehmens (Rekapitalisierung, Reorganisation im Konkursfall, Fusionen, Übernahmen etc.), auf die sie nach deren Eintreten reagieren. Der Ertrag hängt dabei weniger stark von der Marktentwicklung ab als von der raschen Reaktion und der Nachhaltigkeit, dass bestimmte Entwicklungen nach Ereignissen eintreten. Für die Hedgefonds Manager spielt neben detaillierten Kenntnissen im Bereich der Bewertung von Wertpapieren in Krisensituationen und Erfahrung bei Restrukturierungsprogrammen auch das Wissen um derartige Situationen eine wichtige Rolle. Hierfür sind wiederum Größe und Kontakte des Hedgefonds Managers entscheidend. Im historischen Vergleich weisen Fonds dieser Spezies eine deutlich geringere Volatilität als Global-Macro-Fonds auf.
Relative-Value-Strategie
Diese Strategie bezeichnet man auch als „marktneutral“, was bereits Auslöser für viele Diskussionen war. Keinesfalls darf dieser Terminus mit risikolos, denn innerhalb dieser Strategien wird oft ein sehr hoher Leverage (Fremdkapital-Hebel) genutzt. Diese Hedgefonds gehen wertmäßig voll oder teilweise gedeckte Long- und Shortpositionen in mehr oder weniger eng verwandten Wertpapieren ein, um das Marktrisiko gering zu halten. Sie investieren in verschiedene Finanzaktiva eines Emittenten (z.B. Aktien und Wandelanleihen). Der Wert einer Wandelanleihe setzt sich aus zwei Komponenten setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Der hieraus ermittelte theoretische Wert kann vom Kurs der Wandelanleihe abweichen. Die unter ihrem theoretischen Wert notierende Wandelanleihe wird gekauft und gleichzeitig eine entsprechende Anzahl von Aktien des Unternehmens leerverkauft, um so das aktienspezifische Risiko auszuschließen. Verschwindet die Differenz zwischen theoretischem Preis der Wandelanleihe und dem Kurs der Aktie, so kann die Gesamtposition mit Gewinn aufgelöst werden. Neben den Event-Driven-Strategien weisen diese Hedgefonds die geringsten historischen Risiken auf.
Equity-Strategie
Hedgefonds dieser Kategorie ähneln traditionellen Aktienfonds. Allerdings versuchen sie unter Einsatz von Hebelwirkungen durch entsprechende Long- oder Shortpositionierung die Wertentwicklung des Gesamtmarktes bei ähnlicher oder geringerer Volatilität zu schlagen. Die Hedgefonds Manager versuchen spezifische Situationen einzelner Unternehmen auszunutzen. Beispielsweise haben viele Investoren nach Kurskorrektur in der Internetbranche ihre Einschätzung bzgl. dieser Unternehmen gründlich überdacht. Welche Unternehmen sind fair bewertet, welche können kein tragfähiges Geschäftsmodell vorlegen? Eine überbewertete Aktie mit günstigen Fundamentaldaten wird gekauft. So kann aus einer unterschiedlichen Entwicklung innerhalb einer Branche ein Ertrag erwirtschaftet werden.
Short-Selling-Strategie
Hedgefonds der Short-Selling-Kategorie gehen Short-Positionen in Wertpapieren ein, bei denen sie einen Kursrückgang erwarten. Dabei werden vermeintlich hoch bewertete Aktien leer verkauft, in der Hoffnung, sie zu einem niedrigeren Kurs zurückkaufen zu können. Die erhaltenen Mittel werden von diesen Hedgefonds zwischenzeitlich meist in Anleihen angelegt, die in der Regel auch zur Besicherung der Short-Positionen dienen. Short-Selling-Manager versuchen, überbewertete Wertpapiere zu identifizieren und damit in allen Marktsituationen positive Erträge zu erwirtschaften. Die Auswahl der zu verkaufenden Titel erfolgt auf Basis von Fundamentalanalysen einer Branche oder eines einzelnen Unternehmens. Diese Hedgefonds haben in fallenden Märkten tendenziell bessere Resultate vorzuweisen.
Managed-Futures-Strategie
Die Managed-Futures-Funds oder auch Commodity Trading Advisors (CTAs) wurden in den letzten Jahren noch als separate Anlagekategorie neben den traditionellen Hedgefonds dargestellt. Historisch gesehen weisen sie tatsächlich auch einen anderen Werdegang auf. Doch das ist Vergangenheit und heute sind CTAs eine etablierte Hedge- Funds-Kategorie. Fonds dieser Kategorie investieren in Terminkontrakte, also in erster Linie Futures und Optionen.
Zugegeben, ein ausschließliches Engagement an den Terminbörsen mag für viele vielleicht eine recht außergewöhnliche Form der Kapitalanlage sein. Doch sie ist aufgrund der raschen und großen Preisschwankungen sehr reizvoll und in ihrer Art praktisch einzigartig. Im professionellen Handel mit Futures und Optionen liegt aber ein sehr hohes Gewinnpotenzial. CTAs investieren in alle denkbaren, meist aber gelisteten Finanz- und Warenterminkontrakte inklusive der entsprechenden Optionen.
Die großen Hedgefonds haben meist ein breit diversifiziertes Programm, das sowohl Finanz-, Waren- als auch Währungskontrakte enthält. Je nach Modell und Zeithorizont können sie kurzfristige bis langfristige Tradingstrategien verfolgen. Prinzipiell versuchen die Fondsmanager, Trendentwicklungen früh zu erkennen und daran zu partizipieren, bei drohenden Verlusten aber schnell wieder auszusteigen. Einige Fonds, so zum Beispiel der Avalon-Fund des deutschen Hedgefonds Managers Alexander Natter konnten mit dieser Strategie traumhafte Renditen erwirtschaften. Andere liegen aber auch deutlich unter dem Durchschnitt.
Eine Fondskategorie mit attraktiven Rendite-Risikoprofil
Der Hauptvorteil, den Hedgefonds in der Vergangenheit geboten haben, war die Verbindung eines hohen Renditepotenzials mit geringen Schwankungen. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass Hedgefonds auch erhebliche Risiken in sich bergen können. Empfehlenswert ist diese Kategorie aber allemal. Allein die Tatsache, dass speziell in Deutschland Privatanleger ohnehin „nur“ in so genannte Dach-Hedgefonds investieren können, sorgt dafür, dass die Diversifikation sehr breit und das Gesamtrisiko damit minimiert werden.
In einem modernen Anlage-Portfolio haben Hedgefonds ihren festen Platz. Allerdings solltet ihr nicht euer gesamtes Kapital in diese Kategorie investieren. Ich empfehle Anlegern aus meiner Kunden-Community einen Anteil von maximal 30 Prozent am gesamten Portfolio in sorgfältig ausgesuchte Hedgefonds zu investieren.
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