Wie funktionieren Anleihen?

Anleihen gehören seit Jahrzehnten zu den traditionellen Geldanlagen. Sie stehen für absolute Sicherheit und gelten bei vielen Investoren eher als langweilig. Doch das stimmt nicht. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie Anleihen funktionieren und welchen Zweck sie haben

Anleihen, man nennt sich auch festverzinsliche Wertpapiere, Bonds, Rentenpapiere oder auch nur ‚Renten’ haben Tradition. Sie bilden neben Aktien, Immobilien und Rohstoffen eine der vier großen, klassischen Anlageklassen und sind aus der Investmentlandschaft nicht wegzudenken. Anleihen gelten als absolut sichere Anlageform und genießen ein großes Vertrauen. Viele bezeichnen sie auch als ‚langweilig’. Doch das liegt im Auge des Betrachters. Was sind Anleihen eigentlich und wie funktionieren sie? Anleihen, also festverzinsliche Wertpapiere sind eine Schuldverschreibung. Das heißt: Der dieser Schuldverschreibung ist der Berechtigte der durch die Anleihe verbrieften Forderung, die gegen den Emittenten lautet.

Anleihen können von Unternehmen der Privatwirtschaft genauso emittiert werden wie von Staaten oder Gebietskörperschaften. Neben dem Recht auf die durch den Nennbetrag quantifizierte Forderung, die an einem bestimmten Stichtag fällig ist, haben Besitzer von Anleihen das Recht auf Zinszahlungen, die in regelmäßigen Intervallen ausbezahlt werden. Die Höhe der Zinszahlungen wird durch den so genannten Kupon angegeben. Wie hoch dieser ausfällt, hängt vom allgemeinen Zinsniveau bei Emission des festverzinslichen Wertpapiers ebenso ab wie von der Bonität des Schuldners. Schuldner mit guter oder sehr guter Bonität zahlen dabei naturgemäß einen geringeren Zins als solche mit schlechterer Bonität.


Sinn und Zweck von Anliehen

Anleihen unterliegen auch Kursschwankungen, die – sofern die Rückzahlung des Nennwertes nicht in Frage steht – ganz wesentlich von den Erwartungen des Marktes im Hinblick auf den zukünftigen Zinssatz geprägt sind. Dabei gilt ein so genannter „inverser“ Zusammenhang: Je höher die Marktteilnehmer den zukünftigen Zins der festverzinslichen Wertpapiere einschätzen, desto niedriger ist der Kurs einer am Markt gehandelten Anleihe. Dieser Effekt fällt umso stärker aus, je länger der Zeitraum bis zur Rückzahlung des Nennwertes ist.

Anleihen dienen der öffentlichen Hand, Unternehmen, Banken und auch anderen Schuldnern bzw. Emittenten zur Finanzierung und Kapitalbeschaffung. Zwischen dem Emittenten und den Investoren entsteht durch die Ausgabe festverzinslichen Wertpapieren eine Art Kreditbeziehung. Anleihen verbriefen dem Käufer stets eine Verzinsung und die Rückzahlung des überlassenen Kapitals. Veränderungen des Zinssatzes während der Laufzeit festverzinslicher Wertpapiere, wie etwa bei Anlagen auf einem Sparkonto sind im Grunde genommen damit ausgeschlossen. „Im Grunde genommen“ soll heißen, dass diese klassische Regel bei Anleihen erst in den letzten Jahren im Zuge der vielen Neukonstruktionen etwas abgeflacht wurde.

Dazu kommt, dass Anleihen festverzinsliche Wertpapiere mit Vorzugsrechten sind. Die Gläubiger erhalten ihren Zins und die spätere Rückzahlung unabhängig von den Betriebsergebnissen des Schuldners garantiert. Auch wenn diese sich ungünstig entwickeln oder der Emittent sogar liquidiert werden sollte, werden die Eigentümer von Anleihen immer bevorzugt aus den Vermögenswerten des Schuldners befriedigt. Im Gegensatz dazu erhalten Aktionäre als Miteigentümer des Emittenten nur dann eine Dividende, wenn die Gesellschaft in der Lage ist, über ihre Verpflichtungen hinaus auch Gewinne zu erwirtschaften.


Arten von Anleihen

Anleihen teilen sich auf in verbriefte und unverbriefte festverzinsliche Wertpapiere:

 Verbriefte einzelne Urkunden und Sammelurkunden,
 unverbriefte Schuldbuchforderungen und Darlehensverträge

Die Urkunde besteht aus Mantel und Bogen. Der Mantel verbrieft die Forderung des Gläubigers. Der Bogen besteht aus Kupons, die zur Geltendmachung der Ertragsansprüche (z. B. Zinsen) dienen, und gegebenenfalls einem Erneuerungsschein (Talon).


Konstruktionen von Anleihen

Die internationalen Märkte für Anleihen bzw. festverzinsliche Wertpapiere befanden sich bis Anfang der siebziger Jahre auf einem relativ sicheren Parkett. Die Kurse bewegten sich kaum von der Stelle, weil sich auch die Zinsen so gut wie gar nicht bewegten und Währungsschwankungen kannten die meisten Anleger überhaupt nicht. An Produkte wie zum Beispiel „Junk Bonds“ dachte man gar nicht und die Welt der Investoren, die in Anleihen investierten war ruhig und in Ordnung. Doch dann erwachten die festverzinslichen Wertpapiere plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf und ein Sturm zog über die Finanzmärkte. Zinsen und Währungen bewegten sich plötzlich auf und ab wie Wellen.

Zu diesem Zeitpunkt konnten auch die Banken ihren Kunden nicht mehr blind und ruhigen Gewissens festverzinsliche Papiere mit dem Argument verkaufen, dass diese Anlage völlig frei von Risiken sei. Plötzlich galt alles nicht mehr, was sonst für immer und ewig zu gelten schien. Zahlreiche neuartige Formen von Anleihen wurden von den heimlichen Machern und Herrschern der Finanzmärkte erfunden und eingeführt. So genannte Zero-Bonds, Annuitätenbonds, Index-Bonds, Reverse Floater, Collared Floater, Capped Floater, um nur einige zu nennen, wurden plötzlich an den Börsen notiert und zum Erwerb angeboten. Die angloamerikanischen Bezeichnungen für diese Formen von Anliehen machen hier ganz deutlich, wo die kreativen Köpfe dieser neuen Finanzinnovationen saßen: In den USA; dort waren es vor allem die einflussreichen Investmentbanken, die für immer neuere Kreationen auf dem Markt der Anleihen sorgten. Und wie vieles andere schwappte auch diese Welle recht schnell zu uns herüber – in die alte Welt.


Anleihen werden salonfähig

Die meisten dieser neuartigen Konstruktionen festverzinslicher Wertpapiere verfolgen nur ein Ziel: das geliehene Kapital für die Emittenten möglichst billig zu machen. So werden bei einigen Anleihen Zinsen nur bis zu einem bestimmten Höchstzinssatz gezahlt oder das Kapital wird in einer anderen Währung ausgeliehen, zum Beispiel bei Doppelwährungs-Anleihen. Einfallsreiche Emittenten behalten sich auch ein Kündigungsrecht vor, Anleihen vorzeitig zurückzuzahlen, wenn die Zinsen fallen sollten. Genusscheine beispielsweise machen die Verzinsung von der Entwicklung der Gesellschaft abhängig oder es wird nur ein geringer Zins gezahlt, wie man es bei Wandel- und Optionsanleihen findet.

Die Ausstattungsmerkmale von Anleihen

Festverzinsliche Wertpapiere sind grundsätzlich durch die folgenden wesentlichen Merkmale charakterisiert:

Nominalzins oder Kupon
Werden Anleihen mit einem Kupon von beispielsweise 4 Prozent verzinst, dann bedeutet das, dass dem Anleger für seine Anleihe im Nennwert von sagen wir 1.000 € jährlich ein fester Betrag von 40 € zufließt.

Zinstermine und Zinszahlungen
Am gebräuchlichsten sind Anleihen mit jährlichen Kupons. Oft sind auch Halbjahrestermine vereinbart. In diesem Fall würden dem Anleger im o.g. Beispiel jedes halbe Jahr 20 € zufließen. Natürlich gibt es auch hier wieder Abweichungen von der Norm und Papiere, die ihren Investoren vierteljährlich Zinseinnahmen zukommen lassen.

Tilgungsbedingungen von Anleihen
Hier sind Zeitpunkt, Modus und Kurs geregelt, zu dem die Rückzahlung erfolgt. In der Regel werden Anleihen in einem Betrag fällig. Ausnahmen sind hier die so genannten Tilgungsanleihen, die in bestimmten, vorab festgelegten Zeitabständen jeweils Anteile des Anleihevolumens an die Gläubiger zurückzahlen. Die Tilgung der Anleihen kann entweder durch den Verkauf über die Börse oder die Auslosung bzw. Kündigung durch den Emittenten erfolgen. Üblicherweise trifft der Anleger bei lang laufenden festverzinslichen Papieren über mehrere Zinszyklen hinweg stets auf Tilgungsanleihen. Sofern sich längere Zeit nach der Emission dieser Anleihen der Kapitalmarktzins deutlich ermäßigt, kann es für den Schuldner vorteilhafter sein, das Papier vorzeitig zu tilgen und sich die Finanzmittel zinsgünstiger zu besorgen.

Ausgabekurs festverzinslicher Wertpapiere
Anleihen werden selten zu 100 Prozent emittiert auch wenn der Nominalwert auf 100 Prozent lautet. Je nachdem, ob zum Zeitpunkt der Emission des festverzinslichen Wertpapiers das Angebot oder die Nachfrage höher ausfallen, liegt der Emissionskurs unter oder über 100 bzw. pari – dem Tilgungskurs des Papiers. Beträgt der Ausgabekurs beispielsweise 98 Prozent, dann addieren sich die zwei Prozent (Emissionsdisagio) zum Jahreskupon. Dann fällt die laufende Verzinsung der Anleihen höher aus als der Nominalzins. Demgegenüber vermindert ein Ausgabekurs über 100 die Rendite.

Laufzeit und Duration
Die Laufzeit von Anleihen beeinflusst in hohem Maße deren Rendite und Volatilität. Langläufer besitzen in Abhängigkeit von den Veränderungen des Kapitalmarktzinses ein großes Schwankungspotenzial (Volatilität). Kurzläufer haben hingegen kaum Kurschancen oder Kursrisiken. Unter der Restlaufzeit von Anleihen versteht man die Anzahl der Jahre vom aktuellen Zeitpunkt bis zur Rückzahlung des Nennbetrages.