Die Geschichte der Börse

Täglich handeln Millionen von Teilnehmer verschiedene Anlageprodukte und Waren an einer Börse. Die wenigsten kennen die Geschichte dieses Platzes, an dem viel Geld gewonnen aber auch verloren wird

Die Geschichte der Börse beschränkt sich nicht nur auf die jüngere Vergangenheit. Bereits von den alten Griechen und den Römern sind mehr oder weniger riskante Finanzgeschäfte und sogar Finanzkrisen übermittelt. Um die Geschichte der Börse, so wie wir sie heute kennen, zu ergründen, müssen wir bis ins 12. Jahrhundert zurück. Und zwar nach Italien. An den ersten börsenähnlichen Institutionen versammelten sich beispielsweise Wechsler, Kaufleute und Makler zum gemeinsamen Handel auf der Piazza San Martino im wunderschönen Lucca. Im 14. Jahrhundert berichtet die Geschichte bereits von einem ausgeprägten Börsenwesen in Pisa, Venedig, Florenz oder Genua.

Im Jahr 1409 entstand der erste nordeuropäische Handelsplatz in Brügge. An diesen Handelsplatz ist – glaubt man der Geschichte – angeblich auch der Name “Börse” entstanden, da sich der Ort des Zusammentreffens der Händler nach der Überlieferung in der Nähe des Hauses einer Patrizierfamilie mit dem Namen “van der Beurse” befand. Die Geschichte der Börse geht weiter: Im 15. Jahrhundert folgten Börsen in London (um 1450), Antwerpen (1460), Lyon (1462) oder Toulouse (1469). Um das Jahr 1500 entstanden dann in Augsburg und Nürnberg die ersten deutschen Börsen. Weitere in Köln, Hamburg und Frankfurt folgten erst Jahrzehnte später.


Die Geschichte der Börse ist auch eine Geschichte des Handels

Durch die Entwicklung großer Handelsgesellschaften und die damit verbundenen neuen Formen der Unternehmensfinanzierung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, prägten die Geschichte der Börse maßgeblich. So gab es in England bereits die ersten Aktiengesellschaften im heutigen Sinn und bald darauf die Märkte für übertragbare Unternehmensanteile. Und etwa Mitte des 17. Jahrhunderts konnte man dann auf der Amsterdamer Börse schon viele Spielarten moderner Börsengeschäft, wie zum Beispiel Termingeschäft und Optionskäufe, finden. Bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts existierten allerdings überwiegend nur nationale Aktienbörsen und nationale Geldmärkte. In den letzten Jahren gewannen die Börsen für „Derivate“ (Futures, Optionen, Swaps, Zertifikate etc.) immer mehr an Bedeutung.

Die Geschichte der Börse und ihr wirtschaftlicher Entwicklungsprozess ist durch eine Verschiebung der Ressourcen vom primären Sektor (Landwirtschaft, Rohstoffe etc.) über den sekundären Sektor (Gewerbe, Industrie etc.) hin zum tertiären Sektor (Dienstleistungen) gekennzeichnet. Dazu verliert im Finanzbereich der primäre Banksektor (Einlagen auf der einen, Kreditvergabe auf der anderen Seite) ständig an Bedeutung. Ebenso stellte das mehr oder weniger nicht betreute Wertpapierdepot oder die übliche Kreditpalette, im übertragenen Sinne der sekundäre Sektor des Bankgeschäftes, immer weniger ein zeitgemäßes Angebot dar. Die Geschichte der Börse und ihre weitere Entwicklung ging eindeutig in Richtung Dienstleistungen wie Financial-Planning, Investmentbanking oder umfassende Vermögensberatung.

Neue Technologien prägten die Geschichte der Börse

Wie eine neue Technologie, so schaffte auch das so genannte Financial Engineering, der „tertiäre“ Bankensektor neue Produkte und neue Arbeitsplätze. Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch verschiedene Faktoren, wie beispielsweise durch neue Leitlinien in der Wirtschaftspolitik, durch steigende Risiken, durch den verschärften Wettbewerb unter den Banken, durch die Verschuldungskrise, durch das Dollar-Floating und anderes mehr. Ein gutes Beispiel dafür ist in der Geschichte der Börse die Entstehung des „Eurodollar”- Marktes: Ende der 50iger Jahre transferierten osteuropäische Staaten, allen voran die damalige Sowjetunion, aus Angst vor einem möglichen „Einfrieren” ihrer Konten durch die US-Regierung, ihre Guthaben von amerikanischen Banken hauptsächlich nach London. Dieser Markt für Dollars außerhalb der USA, der dann in der Folge durch verschiedene andere Entwicklungen (beispielsweise durch britische Devisenbestimmungen oder die Einführung von Zinsobergrenzen für Termineinlagen in den USA) aufgewertet wurde, ist heute von größter Bedeutung für internationale Zahlungsflüsse und hat seine ganz eigenen „Gesetze” entwickelt.


Wie und warum Börsen entstanden sind

Börsen sind nicht einfach aus dem Nichts entstanden. Das belegt die Geschichte der Börse, denn ihre Vorgänger waren Warenmärkte, Messen und Ausstellungen, auf denen reger Handel betrieben wurde. Da diese „Events“ nur unregelmäßig oder gar selten stattgefunden haben und die Qualität und Lieferbarkeit der Waren (damals wurde ja fast alles mit dem Schiff transportiert) auch noch zu Wünschen übrig ließ, war es nur sehr schwer bis gar nicht möglich, ein geregeltes und somit funktionierendes Handelssystem aufzubauen. Der zunehmende Fortschritt hat selbstverständlich auch die Geschichte der Börse maßgeblich beeinflusst. Denn mit der Zeit verbesserte er die Handelsmöglichkeiten und man konnte mit gut einschätzbaren Lieferzeiten und gleich bleibender Qualität der Waren kalkulieren. Damit wurde es möglich, sich regelmäßig zu treffen und einen gut funktionierenden Handel zu betreiben.

Wie wir aus der Geschichte der Börse wissen, bezahlte man früher in einer Stadt mit eigens geprägten Gold- oder Silbermünzen. Das erwies sich bei dem zunehmend überregionalen Handel als großer Nachteil, da so in der Praxis jeder seine eigene Währung mit sich herum trug. Ein weiterer Nachteil war das Gewicht des Geldes. Wollte ein Kaufmann eine ganze Schiffsladung Früchte kaufen, so hätte er Kilo schwere Säcke an Münzen mit sich herumtragen müssen. Diese Probleme wurden durch Geldwechsler gelöst, die die Geschichte der Börse auch entscheidend prägten. Der Wechsler nahm das viele Gold an sich und gab dem Kunden einen Wechsel dafür. Der Wechsel war ein Stück Papier auf dem der Goldwert notiert war und mit dem man bezahlen konnte. Der Wechsel hatte die Vorteile, dass er weniger wog, als das Gold und die Unterschiedlichkeit verschiedener Währungen ausglich.


Die erste Börse der Welt

Die Geschichte belegt, dass die erste Börse, die man mit dem heutigen Standard einigermaßen vergleichen kann, 1460 in Antwerpen entstand. Sie war nicht nur ein Treffpunkt für eine kleine Gruppe von Händlern wie in Brügge, sondern dort handelten bereits viele Kaufleute unterschiedlicher Nationen miteinander. Hauptsächlich wurden Gewürze gehandelt. Nach der Geschichte verlor Antwerpen allerdings einen großen Teil seiner Bedeutung an die neu entstandene Amsterdamer Börse, die unter vielen Aspekten einer modernen Wertpapierbörse glich. Amsterdam stellte im 16. und 17. Jahrhundert eine Finanzmacht in Europa dar, was die Geschichte auch eindeutig

belegen kann. Diese Bedeutung wurde durch die große koloniale Ausbreitung der Seemächte England, Spanien, Portugal und Niederlande weiter untermauert. Aus diesem Wirtschaftwachstum resultierten auch mehrere Gründungen von Handelsgesellschaften, so beispielsweise die niederländische ostindisch Kompanie. In Deutschland gab es einen ähnlichen Entstehungsprozess vom unregelmäßigen Markttreff zur geregelten Börse. Natürlich fanden diese Börsengründungen in den damaligen Kaufmannsstädten statt. Wie z.B. Nürnberg, Köln, Hamburg, Frankfurt oder Berlin, die alle ihre ureigene Geschichte haben. Die Kölner Börse hat sich aufgelöst und ist zu der, heute allseits bekannten, Düsseldorfer Börse geworden. Dafür, dass Frankfurt die wichtigste deutsche Börse ist, ist die lange Bankentradition der Stadt verantwortlich. Glaubt man der Geschichte, dann versuchten dort schon seit dem 14. Jahrhundert Makler ihr Geld zu verdienen.