Anleihen gelten als besonders sicher. Viele Anleger wissen aber nicht, dass es auch bei den festverzinslichen Papieren verschiedene Typen gibt. Welche das sind und wie sie sich unterscheiden, erfährst du in diesem Artikel
Viele Privatanleger meinen, dass sie bei Anleihen nichts falsch machen können. Weil diese festverzinslichen Wertpapiere sicher und ‚langweilig’ sind. Das stimmt nicht ganz. Denn auch Anleihen unterscheiden sich in Typ und Ausstattung. Ähnlich wie Aktien. Zunächst unterscheidet man bei Anleihen zwischen Kapitalmarktpapieren und Geldmarktpapieren. Kapitalmarktpapiere sind verzinsliche Wertpapiere für langfristige Kredite (Anleihemärkte) und Beteiligungskapital (Aktienmärkte/Venture Capital, Private Equity). Beide Anleihen dienen Unternehmen und der öffentlichen Hand zur Deckung ihres Finanzbedarfs. Daneben gibt es noch die Geldmarktpapiere. Das sind wiederum Papiere für kurzfristige Kredite.
Kapitalmarktpapiere
Mittel- und langfristige Anleihen werden den Kapitalmarktpapieren zugerechnet. Sie werden in der Regel als Anleihen, Bonds, Obligationen oder Renten bezeichnet. Diese Anleihen sind längerfristige Anlagen mit einer Laufzeit bis teilweise zu 40 Jahren. Bei einer besonderen Art von langfristigen Papieren ist die Laufzeit quasi unendlich, da der Termin für die Rückzahlung der Emission noch nicht feststeht. Solche Langläufer werden auch als „Ewige Renten“ bezeichnet.
In Deutschland werden zum Beispiel die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 5 Jahren als mittelfristige Anlagen und die mit 10 Jahren Laufzeit als langfristige Renten bezeichnet. Im Gegensatz dazu geht in den USA eine langfristige Anlage erst bei 10 Jahren los und kann Laufzeiten bis zu 40 Jahren haben. Dort werden solche Anleihen als „Treasury-Bonds“ bezeichnet, da sie vom US-Schatzamt ausgegeben werden.
Geldmarktpapiere
Geldmarktpapiere sind kurzfristige Anleihen mit einer Laufzeit von einem bis maximal zwei Jahren und werden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:
Geldmarktpapiere ohne Nominalzins
Geldmarktpapiere ohne Nominalzins sind nichts anderes als Anleihen, die keinen laufenden Zins zahlen und dafür mit einem Abschlag vom Nennwert begeben werden. Sie heißen im Fachjargon auch kurzlaufende Zero-Bonds. Als populärste Vertreter dieser Anleihen kennst du sicherlich die Finanzierungsschätze des Bundes oder die Bubills, die unverzinslichen Schatzanweisungen des Bundes. Klassische Vertreter dieser Anleihen in den USA sind die Treasury Bills.
Geldmarktpapiere mit Nominalzins
Kurzfristige Anleihen, die eine oder mehrere laufende Zinszahlungen vorsehen, zum Nennwert getilgt werden und eine kurze Laufzeit aufweisen, werden als Geldmarktpapiere mit Nominalzins bezeichnet. Diese Art von Anleihen unterscheiden sich von den länger laufenden Kapitalmarktpapieren lediglich die ihre kürzere Laufzeit. Die wichtigsten Repräsentanten dieser „kurzen“ Kapitalmarktpapiere sind Einlagenzertifikate, die man in den USA als Certificate of Deposite, kurz CD bezeichnet. Auch in Deutschland kennt man solche CDs, die jedoch aufgrund ihrer hohen Mindestanlagesummen für den privaten Anleger eher uninteressant sind. CDs sind von ihrer Grundidee her einfache Termineinlagen, die verbrieft wurden.
Der Vorteil dieser Anleihen besteht darin, dass man sie relativ problemlos weiterverkaufen kann, wenn man einmal schnell Liquidität benötigt. Innerhalb weniger Stunden bekommt man sein Geld, über das man verfügen kann. Bei herkömmlichen Termineinlagen geht das nicht so problemlos, da man das Kapital immer für eine gewisse Zeit (z.B. 3 Monate) binden muss. CDs können mit Laufzeiten von 30 Tagen bis zu 4 Jahren emittiert werden. Die Zinsen dieser Anleihen können entweder fest oder variabel sein. Banken bieten CDs meist mit einer Laufzeit von 3, 6, 9 oder 12 Monaten an. Papiere, die auch für Kleinanleger zunehmend interessant werden, sind die variable verzinslichen Anleihen. Diese Form hat keinen festen Zinssatz, sondern – wie der Name schon sagt – einen variablen. Insbesondere bei steigenden Zinsen eignen sich solche Anleihen sehr gut, wenn man Gelder zwischenparken möchte.
Geldmarktähnliche Anleihen bzw. verzoinsliche Anlagemöglichkeiten
In diese Kategorie fallen Termin- und Festgelder, EURIBOR-Konten und einige Angebote des europäischen Kapitalmarkts. Bei Termingeldern müssen sich Anleger Gedanken darüber machen, wie lange Sie ihr Geld anlegen möchten oder können. Damit werden sie mit diesem Typ Anleihen aber unflexibel wenn sich das wirtschaftliche Umfeld (z.B. bei starken Währungsschwankungen) ändert und sie nicht darauf reagieren können. Ihr Geld ist hier gewissermaßen auf Eis gelegt. Das kann besonders bei Währungen gefährlich werden, die stark schwanken.
Festgelder kann man nur bedingt zu den Anleihen zählen. Auch sie haben feste Laufzeiten und zahlen einen festen Zins. Die Laufzeiten sind häufig standardisiert und liegen bei einem Monat, 3 oder 6 Monaten. Kleinere Beträge legt man immer im eignen Land an. Wer höhere Summen anlegen möchte, für den lohnt sich auch ein Blick auf den Euromarkt oder die Anleihen der internationalen Geldmärkte. Hier hat man manchmal den Vorteil höherer Zinsen, weil in vielen Fällen keine Mindestreserven zu beachten sind. Die Konditionen für diese Eurofestgelder lassen sich aus den Zinsen für die Eurokredite ableiten. Die Zinsen für Eurofestgelder kannst du ganz einfach dadurch ermitteln, indem du von den Eurogeldmarktsätzen circa ein halbes Prozent abziehst.
Ein wenig flexibler als mit Festgeldern sind Anleger, wenn sie Ihr Geld in den so genannten Kündigungsgeldern anlegen. Bei Kündigungsgeldern wird die Kündigungsfrist vereinbart, innerhalb welcher Anleger über Ihr Geld verfügen können. Kündigungsgelder sind auch bereits für Kleinanleger geeignet. Manche Banken bieten bereits Kündigungsgelder zu Beträgen um die 10.000 € an. Im Vergleich zum traditionellen Festgeld und Anleihen haben Kündigungsgelder nur eine geringe Bedeutung. Sie werden entweder täglich fällig, oder mit 2 bzw. 7 Tagen abgeschlossen. Kündigungsgelder erlauben eine flexible Anlagestrategie, da du beispielsweise mit einer 48stündigen Kündigungsfrist ziemlich schnell an dein Geld kommst. Damit sind Kündigungsgelder für Währungsspekulationen sicher besser geeignet, als Festgelder oder andere vergleichbare Anleihen.
EURIBOR- und LIBOR-Anlagen
EURIBOR und LIBOR sind Zinssätze, zu denen sich Banken in der Bundesrepublik und im Euroland Geld leihen. Sie werden deswegen auch als Interbankenzinssätze bezeichnet, wobei dieser Begriff eigentlich schon veraltet ist, da die internationalen Geld- und Kapitalmärkte nicht mehr ausschließlich den Banken vorbehalten sind. Der vom europäischen Bankenverband in Zusammenarbeit mit der Financial Markets Organisation geschaffene kontinentaleuropäische Referenzzinssatz EURIBOR trat ab dem 4 Januar 1999 in Konkurrenz zum LIBOR. Der EURIBOR genießt als neuer Referenzzinssatz für den Euro-Raum die breite Unterstützung der kontinentaleuropäischen Bankenlandschaft.
Die Auswahl der Banken, die den EURIBOR quotieren, erfolgte auf der Grundlage von Marktkriterien. Die Banken haben ein Rating von international anerkannten Rating- Agenturen. Darüber hinaus wird der EURIBOR der Nachfolgereferenzzinssatz für die meisten Euro-Länder sein. EURIBOR- und LIBOR-Konten, auch als Geldmarktkonten bezeichnet, sind Sparkonten oder Kündigungsgelder, deren Verzinsung in einem bestimmten Rhythmus (z.B. vierteljährlich oder monatlich) an den aktuellen Satz angepasst wird.
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