Für viele sind Termingeschäfte ein Mysterium. Ein Buch mit sieben Siegeln, deren Inhalt nur wenigen dubiosen und zweifelhaften Gestalten bekannt ist. Alles Quatsch! Termingeschäfte sind ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft
Termingeschäfte: Die einen verbinden damit düster Zocker-Typen, die Haus und Hof aufs Spiel setzen. Andere denken unwillkürlich an märchenhaften Reichtum, den eine Hand voll Insider an der Börse machen, wenn sie auf Termingeschäfte angesprochen werden. Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Das gilt natürlich auch für Termingeschäfte, die gewiss ein ganz besondere Historie haben und auf viele einen ganz besonderen Reiz ausüben. Der Reiz und die besondere Aura weichen schnell der Realität, wenn wir uns mit den Motiven beschäftigen, warum Termingeschäfte überhaupt entstanden sind.
Termingeschäfte sind nichts Exotisches, sondern eine ganz normale Sparte des täglichen Finanzverkehrs an den internationalen Börsen. Die Aussage mancher Zeitgenossen, Termingeschäfte sind hoch spekulativ und risikoreich, ist einseitig und in dieser Form auch nicht richtig. Es ist vielmehr eine Frage der Interpretation, ob man etwas als hoch spekulativ und besonders riskant auslegt.
Termingeschäfte in der Praxis
Jeder Unternehmer, der ein Geschäft abschließt, muss Risiken eingehen und ob diese kalkulierbar sind, oder nicht, ist fraglich. Das gehört nun einmal zum normalen Geschäftsverkehr dazu! Jeder Boxer, der einen Kampf bestreitet, geht das Risiko ein, ernsthaft verletzt zu werden. Jeder Formel-1-Rennfahrer geht das Risiko ein, einen Umfall zu erleiden und dabei sogar sein Leben zu verlieren. Die Frage ist vielmehr: Wie kalkuliere ich das Risiko, das ich eingehen muss? In welchem Verhältnis steht es zu dem potenziellen Erfolg?
Das gilt auch und gerade für Termingeschäfte. Wenn Sie heute an der Börse investieren, zum Beispiel in Aktien, dann gehen Sie natürlich auch ein Risiko ein, denn niemand kann und wird Ihnen garantieren, dass das Unternehmen, in das Sie investieren auch Gewinne macht und dass die Aktien desselben für Sie einen Profit abwerfen. Millionen von Kleininvestoren, die sich an der Börse engagieren, gehen also Risiken ein. Auch das gehört dazu! Nur spricht man darüber nicht! Zumindest nicht so, wie über Termingeschäfte.
Kritiker des Terminmarktes argumentieren immer, dass man bei Kassageschäften, also wenn man direkt Wertpapiere in ein Depot kauft, stets einen bleibenden Wert hat und nur minimale Verluste erleiden kann. Termingeschäfte hingegen, so die Kritiker, bergen immer das Risiko eines Totalverlustes. Auch diese Aussage ist in dieser Form nicht richtig! Dazu ein Beispiel:
Kassa- und Termingeschäfte: Chancen und Risiko im Vergleich
Nehmen wir einmal an, Sie und einer Ihrer Bekannten beschließen, jeweils 1.000 Euro in Aktien zu investieren. Ihr Bekannter kauft heute für 1.000 Euro Aktien in ein Depot, macht also ein so genanntes Kassageschäft. Sie hingegen machen ein klassisches Termingeschäft und erwerben Optionen auf dieselben Aktien wie Ihr Bekannter. Dafür bezahlen Sie aber nicht die 1.000 Euro, sondern lediglich den Preis für die Optionen, die 200 Euro kosten. Ihr Bekannter „spekuliert“ darauf, dass der Wert der Aktien steigt. Sie auch! Nun steigen diese Aktien aber nicht, sondern ihr Kurs fällt innerhalb von 4 Wochen um 20 Prozent. Ihr Bekannter hat damit 200 Euro verloren.
Und Sie? Sie üben Ihre Option aufgrund des negativen Kursverlaufes natürlich nicht aus und lassen sie verfallen. Sie haben Ihre 200 Euro verloren! Bezogen auf Ihren Einsatz von 200 Euro ist das ein Totalverlust, obwohl Sie dasselbe verloren haben wie Ihr Bekannter, der „nur“ 20 Prozent Miese gemacht hat. Wenn Ihr Bekannter seine Aktien, die nun 800 Euro wert sind, verkauft, hat er noch 800 Euro übrig. Sie aber auch! Wenn nun die Aktien in den 4 Wochen um 20 Prozent gestiegen wären, dann hätte Ihr Bekannter einen Gewinn von 20 Prozent gemacht. Bezogen auf seinen Einsatz. Bezogen auf Ihren Einsatz hätten Sie aber dann 100 Prozent Profit gemacht.
Termingeschäfte und das kalkulierte Risiko
Verstehen Sie nun, was ich mit kalkuliertem Risiko für Termingeschäfte meine? Es kommt nämlich immer auf den Standpunkt des Betrachters an und ob Sie vollständig und richtig rechnen. Sie würden mit einem Termingeschäft sicherlich dann ein sehr hohes Risiko eingehen und hoch spekulativ handeln, wenn Sie Ihr gesamtes Kapital in Optionen dieser einen Aktie investieren. Dann würde Ihre Investition zum Glücksspiel und Sie sollten nicht mehr kalkulieren sondern beten! Kein vernünftiger und halbwegs erfahrener Trader tut so etwas. Genau genommen und mit spitzem Bleistift gerechnet bergen Termingeschäfte auch nicht mehr Risiko in sich, als ganz normale Kassageschäfte.
Termingeschäfte – Sinn und Nutzen
Der ursprüngliche Begriff Warentermingeschäfte ist längst nicht mehr zeitgemäß. Klassische Termingeschäfte bestehen in der Regel aus Kauf oder Verkauf eines oder mehrerer Kontrakte über eine bestimmte Ware, deren Erfüllung in der Zukunft liegt. Damit diese Ware an der Börse gehandelt werden kann, muss sie zwar nicht physisch gegenwärtig sein, aber man sollte sie so exakt bestimmen können, dass sowohl der Käufer als auch der Verkäufer sie für ihre Termingeschäfte genauestens erfassen und spezifizieren können. Aus diesem Grund werden an den Terminbörsen alle handelbaren Waren in so genannte Kontrakte eingeteilt, die bestimmten Standards genügen müssen.
Termingeschäfte sind befristete Geschäfte – daher auch der Name. Beim ursprünglichen Termingeschäft wird ein bestimmter Kontrakt gehandelt, dessen Erfüllungstermin in der Zukunft liegt. Deshalb spricht man auch vom so genannten Future. Das besondere am Geschäft mit Futures ist der Einschuss, auch Margin genannt. Man versteht darunter die Nachschusspflicht und den Termindifferenzeinwand, die in Deutschland in den §§ 764, 762 des BGB und in § 53 des Börsengesetzes (BörsG) geregelt sind.
Optionsgeschäfte
Eine Besonderheit im klassischen Terminhandel sind Optionen. Im Gegensatz zum Future, also, dem klassischen Termingeschäft, wird beim Optionsgeschäft, dem Kauf oder Verkauf einer Option, kein Kontrakt gehandelt, sondern – wie der Name schon sagt – lediglich die Option darauf. Eine Option verleiht das Recht, nicht aber die Pflicht wie beim Future, den zugrunde liegenden Basiswert zu einem festgelegten Preis innerhalb eines ebenfalls festgelegten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Dieses Recht allein kann selbstständig gehandelt werden. Der vielleicht wichtigste Unterschied zum Future ist der, dass Ihr Verlustrisiko auf die Höhe des Preises für die Option beschränkt bleibt. Deshalb empfehlen sich Optionen vor allem für Einsteiger, die sich für Termingeschäfte interessieren.
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