Die einen halten Spread Trading für sehr riskant. Andere meinen, es handle sich hierbei und ein völlig neues und kompliziertes System. Beides stimmt nicht! Vielmehr handelt es sich um eine uralte und relativ einfache Methode, um profitabel mit Futures zu handeln
Spread Trading ist nichts Neues. Auch wenn es von vielen so verkauft wird. Im Gegenteil: Lange vor unserem heutigen Internet-Zeitalter nutzten die alten, legendären Trader à la Jesse Livermore u. a. das Spreading als profitable Handelsstrategie. Vor allem an den Terminmärkten, wo Spread Trading – richtig betrieben – sogar das Verlustrisiko deutlich einschränken kann. Es ist also eine sehr interessante Strategie, die oft und schon lange erfolgreich angewendet wird. Vor allen beim Einsatz von Terminmarkt-Instrumenten, wie Futures und Optionen. Dabei ist es eigentlich ganz egal, in welchem Markt du dich engagieren willst. Spread Trading funktioniert immer und überall. Schauen wir es uns in diesem Artikel zunächst einmal an, wie es mit Futures funktioniert. In einem weiteren Artikel zeige ich dir dann, wie dasselbe mit Optionen geht.
Dies Basics des Spread Trading mit Futures
Damit wir uns nicht missverstehen: Unter bestimmten Voraussetzungen ist der Aufbau von risikoarmen Positionen zwar möglich, aber generell ist Spread Trading nicht unbedingt mit weniger Risiko behaftet, als eine normale Long- oder Short-Position mit Futures. Jeder Trader versucht mit dieser Strategie von den Veränderungen der Preisdifferenz verschiedener Kontrakte oder Positionen zu profitieren. Es ist gerade diese Preisdifferenz zwischen zwei Kontrakten oder Positionen, also die Basis, die als Spread bezeichnet wird. Beim Trading werden zwei Futures-Kontrakte gleichzeitig ge- und verkauft. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Futures-Spreads. Die populärsten schauen wir uns einmal an:
Intra-Market-Spread
Ein Intra-Market-Spread, auch Delivery- oder Intra-Commodity-Spread genannt, besteht aus dem gleichzeitigen Kauf und Verkauf eines Futures auf dieselbe ware an derselben Börse, aber mit unterschiedlichen Liefermonaten. Sehr populär sind die Crop-Spreads im Warenterminhandel. Sie basieren auf der Theorie, dass sich das Angebot aus der alten Ernte verringert, der Preis damit steigt, der Preis der neuen ernte hingegen niedriger ist. Beispiel für einen Crop-Spread: September-Kakao gegen Dezember-Kakao oder Juli Sojabohnen gegen November Sojabohnen.
Inter-Market-Spread
Bei dieser Variante des Spread Trading tätigst du einen Kauf und Verkauf eines Future- Kontraktes auf die gleiche Ware, mit denselben Verfallmonaten, aber an unterschiedlichen Börsen. Ein Spread-Trader kann beispielsweise die Preisunterschiede zwischen EUREX und LIFFE oder Chicago und New York ausnutzen. Dieser Spread wird im Umgangsjargon als Arbitrage bezeichnet. Die Arbitrage ist neben dem Sicherungs- und Spekulationsmotiv ein weiterer Grund, sich in Termingeschäften zu engagieren.
Bull-Spread
Der Bull-Spread setzt sich aus einer Long-Position im nahen Terminkontrakt und einer Short-Position im entfernten zusammen. Der Spread-Trader errichtet diese Position in der Erwartung, dass der nahe Termin im Verhältnis zum entfernten stärker steigt. Wird der Spread absolut betrachtet kleiner, dann ergibt sich ein Gewinn
Bear-Spread
Bei einem Bear-Spread verkaufst du den nahen Termin und kaufst den entfernten. Mit dieser Strategie des Spread Trading wettest du darauf, dass der entfernte Termin stärker steigt als der nahe und setzt damit auf einen großen (positiven) Spread.
Du kannst die verschiedenen Spreadmöglichkeiten untereinander vergleichen, indem du den Spread errechnest und durch die Anzahl der Monate dividierst, die zwischen den Fälligkeitsterminen liegen (Spread pro Monat). An der Schreibweise ist bereits zu erkennen, ob es sich um einen Bull- oder einen Bear-Spread handelt:
August 2022 / Februar 2023 – Spread = Bull Spread Long Ausgust 2022 Kontrakt / Short Februar 2023 Kontrakt
Februar 2023 / August 2022 – Spread = Bear Spread Long Februar 2023 Kontrakt / Short August 2022 Kontrakt
Der zuerst genannte Kontraktmonat wird gekauft (Long, der später genannte verkauft (Short)
Beispiel für einen Weizen-Spread
Die Terminpreise lauten wie folgt: Februar 2023: 133,30 Mai 2023: 133,90 September 2023: 127,80 Dezember 2023: 129,00 Februar 2024: 131,40
Welcher ist hier der beste Bull- und welcher des beste Bear-Spread? Rechen wir das einfach aus: Feb./Mai-Spread = (133,30 – 133,90) : 3 = – 0,2 Spread/Monat Feb./Sept.-Spread = (133,30 – 127,80) : 7 = 0,79 Spread/Monat Mai/Sept.-Spread = (133,90 – 127,80) : 4 = 1,53 Spread/Monat
Der beste Bull-Spread ist der Februar/Mai-Spread, da er den kleinsten bzw. am stärksten negativen Spread aufweist. Der beste Bear-Spread ist der Mai/September-Spread, da er den größten Spread hat.
Spread Trading mit Futures bietet dir viele interessante Möglichkeiten
Interessante Spread-Möglichkeiten ergeben sich zum Beispiel innerhalb der Zinsmärkte. Der bekannteste Zins-Spread ist wohl der TED-Spread. TED steht für Treasury Bill Eurodollar Difference. Hier wird auf eine Änderung in der Zinsstruktur zwischen T-Bills und Eurodollar-Einlagen gewettet. T-Bills sind US-Schatzwechsel mit einer Laufzeit von normalerweise 3 Monaten und einem Höchstmaß an Bonität. Im Gegensatz dazu sind Eurodollars zwar auch Drei-Monats-Einlagen in Dollar, aber außerhalb der USA am Euromarkt. Sie unterliegen nicht einer Mindestreserve und haben eine geringere Bonität als die T-Bills, für die schließlich die US-Regierung bürgt. Deshalb ergibt sich bei dieser Variante des Spread Trading auch eine höhere Rendite als bei den T-Bills. Mit dem TED- Spread spekulieren Sie auf eine Veränderung des Spreads zwischen den Eurodollars und den T-Bills.
Um das Risiko zu minimieren geht man zum Eurodollar eine Contraposition ein. Geht man Short, dann geht man in den T-Bills Long oder umgekehrt. Short Eurodollar/Long T- Bills ist die klassische Grundkonstruktion des TED-Spread. Einen möglichen Verlust durch Fehleinschätzung der Zinssituation im Eurodollar kompensiert man durch Erträge bei den T-Bills.
Spread Trading mit Futures ist vielfältig
Neben dem TED-Spread genießt auch der MOB-Spread vor allem in den USA eine große Popularität im Spread Trading. Mit dem MOB (Municipal over T-Bonds) wird der Municpal Bond Index gegen Treasury Bonds (US-Kommunalobligationen) gehandelt. Der Municipal Bond Future richtet sich nach dem Bond Buyer Municipal Index (BBI), der circa 40 verschiedene steuerfreie Kommunalobligationen mit festem Kupon und einer Restlaufzeit zwischen 7 und 16 Jahren beinhaltet, die ein Mindesrating von “A” haben.
T-Bonds sind US-Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Bedingt durch die Steuervorteile rentieren Municipal Bonds normalerweise biedriger als T-Bonds. Der MOB Spread Trading definiert die Differenz zwischen dem Municipal-Bond-Future-Preis an der CBoT und dem T-Bond-Futures-Preis. Einen MOB-Spread errichtest du, indem du einen Kontrakt Municipal-Bond-Future ewirbst und eine Short-Position im T-Bond aufbaust.
Neben diesen klassischen Varianten des Spread Trading mit Futures ergeben sich natürlich auch noch ganz andere Möglichkeiten. Dem Erfindungsreichtum der Trader sind hier keine Grenzen gesetzt. Du kannst beispielsweise auch an der EUREX den Bund-Future auf den Bobl-Future handeln (Bund-Bobl-Spread). Die LIFFE in London bietet dir auch eine ganze Menge Möglichkeiten des Spread Trading mit Furutes. Die dort angebotenen Zinsfutures stellen die größte Produktpalette an Zinsfutures in der Welt dar, mit denen sich mannigfaltige Strategien für effizientes und profitables Spread Trading realisieren lassen.
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