Kurzlaufende Anleihen werden zum Thema

Die fortgesetzten Zinserhöhungen der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England im Kampf gegen die hohe Inflation führten zu massiven Kursverlusten bei Anleihen. Aber die Chancen der Festverzinslichen steigen wieder


Das Jahr 2022 bot nicht wirklich ein gutes Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere. Die anhaltend hohe Inflation sorgte dafür, dass die Kurse in den Keller gingen. Doch diese Kursverluste haben auch eine Kehrseite. Inzwischen ist das Renditeniveau bei den festverzinslichen Papieren so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. Steht nun eine Renaissance der Rentenwerte bevor? Ist der Zeitpunkt günstig, um wieder verstärkt in die traditionellen Zinspapiere zu investieren? Ja! Aber mit Bedacht und vor allem selektiv.

Bei Anleihen mit längeren Laufzeiten solltet ihr vorsichtig sein. Sie bergen ein höheres Zinsrisiko in sich, als diejenigen, mit kürzeren Laufzeiten. Stichwort: Duration! Festverzinsliche mit längeren Laufzeiten sind noch immer unter Druck und könnten das auch in den nächsten Monaten noch bleiben. Der Grund dafür ist die hohe und noch immer steigende Inflation in ganz Europa. Das Ende der quantitativen Lockerung (QE) und das allgegenwärtige Schreckgespenst einer Rezession wirken sich ebenfalls nicht unbedingt positiv aus. Der Druck auf eine weitere Straffung der Geldpolitik einerseits und die angespannten Aussichten für die Finanzpolitik machen es in diesen Tagen nicht leicht, gute Argumente für eine Kursrally bei den Langläufern zu finden.


Anleihen mit kurzen Laufzeiten sind interessanter

Anleihen mit kürzeren Laufzeiten besitzen einen natürlichen Katalysator für eine attraktive und interessante Performance: Ihre bevorstehende Fälligkeit. Da die Anleihen zum Nennwert zurückgezahlt werden, bekommen Anleger ihr Kapital zuzüglich Zinsen in naher Zukunft zurück. Das wirkt sich nicht nur auf den Kurs dieser Papiere aus, der sich kontinuierlich dem Nennwert nähert. Es bedeutet auch, dass den Anlegern in absehbarer Zeit wieder Barmittel zufließen, die sie dann zu höheren Marktrenditen anlegen können. Das zusammen verbessert ihre erzielte Rendite.

In den letzten Jahren gaben die Renditen von Anleihen mit kürzerer Laufzeit keinen Grund zu Freudensprüngen. Die Gesamtrenditen waren eher schwach. Doch das hat sich geändert: Bereits seit August 2021 stieg zum Beispiel die Rendite zweijähriger US- Staatsanleihen um erstaunliche 4,5 Prozentpunkte. Zählt man die Zinsprämien dazu, dann können Anleger mit einem Portfolio solider US-Anleihen mit Laufzeiten unter zwei Jahren Renditen um die sieben Prozent auf Dollar-Basis erzielen. Anleihen mit kurzer Laufzeit können in diesen Märkten eine gute Wahl sein. Bieten sie doch gute Ertragsaussichten und ein hohes Maß an Sicherheit. Und das in einem Umfeld, das wahrscheinlich noch einige zeit ziemlich volatil bleiben wird.