Die Aussicht auf hohe Erträge lockt viele Kapitalanleger an die Börse. Aber hohe Gewinne bergen meist auch ein höheres Risiko in sich. Folgt man der Kapitalmarkttheorie, dann ist die richtige Balance zwischen Risiko und Ertrag entscheidend
Die Börse. Unendlich hohe Profitmöglichkeiten. Dies sind die Abenteuer des Otto Normalanlegers in der schillernden Welt der Finanzmärkte. Zugegeben: Diese kleine Anspielung auf den Intro-Text der legendären Science-Fiction-Serie ‚Raumschiff Enterpreis’ ist nicht weit hergeholt. Wer hätte nicht gerne hohe Gewinne bei möglichst niedrigem Risiko. Wunschdenken? Ja und nein! Richtig ist, dass in der Regel die Aussicht auf hohe Erträge auch mit einem höheren Risiko einhergeht. Das heißt aber nicht, dass du als risikoaverser Mensch nicht in Anlagemedien des Kapitalmarktes investieren sollst. Zum Beispiel in Aktien. Denn die Kunst der intelligenten Kapitalanlage ist stets die richtige Balance zwischen Chance und Risiko. Einen Anhaltspunkt bietet die so genannte Kapitalmarkttheorie.
Was ist die Kapitalmarkttheorie? Vereinfacht gesagt, dient sie als Synonym für unterschiedliche Theorie und Szenarien, die einen Zusammenhang zwischen Risiko und Gewinn erklären. Die Kapitalmarkttheorie beschränkt sich – wie der Namen schon sagt – auf Produkte des Kapital- und/oder Finanzmarktes. Die Kapitalmarkttheorie hat verschiedene Ansätze und ist eine Weiterführung der Portfoliotheorie, die in den 1950er Jahren von dem US-Wirtschaft-Wissenschaftler Harry May Markowitz aufgestellt wurde. Damit du die Kapitalmarkttheorie besser verstehst, erkläre ich dir kurz die Eckpunkte der Portfoliotheorie: Sie folgt eigentlich nur dem banalen Sprichwort ‚Nur wer wagt gewinnt!’ Soll heißen: Wer die Aussicht auf hohe Erträge will, muss sich das mit einem höheren Risiko erkaufen. Die Kapitalmarkttheorie geht einen Schritt weiter und bezieht spezifische Fragen der Praxis der Geldanlage mit ein. Zum Beispiel:
Welche Risiken bist du als Anleger bereit einzugehen? Wie wird ein erhöhtes Risiko vom Kapitalmarkt, oder auch von einem Unternehmen (beim Kauf einer Aktie) vergütet? Welche Auswirkungen hat das auf die realen Preise?
Grundlagen der Kapitalmarkttheorie
Nach dem grundlegenden Ansatz der Kapitalmarkttheorie werden die verschiedenen Anlagemedien nicht in einem Vakuum betrachtet. Die Theorie geht davon aus, dass sich die Finanzmärkte stets im Gleichgewicht befinden und alle Anleger ein gleiches Maß an Risikoanteilen besitzen. Nach der Kapitalmarkttheorie ist demnach nicht das einzelne Anlagemedium eines Portfolios entscheidend, sondern die Gewichtung dieser Medien nach Risiko- und Ertragspotenzial. Wie viele solche theoretische Ansätze wurde auch die Kapitalmarkttheorie ständig weiterentwickelt. Die ursprüngliche Variante diente Ökonomen als Ausgangsbasis, die sie um ihre eigenen Ansichten und von ihnen ausgewählte Faktoren ergänzten. So war es auch bei der Kapitalmarkttheorie. Die heutige, klassische Variante wurde durch eine Vielzahl von Wissenschaftlern und Ökonomen immer wieder beeinflusst. So leiteten sich viele Modelle und neue Theorien von der eigentlichen Kapitalmarkttheorie ab.
Kapitalmarkttheorie und die Praxis
Zwischen Theorie und Praxis gibt es bekanntlich sehr oft einen großen Unterschied. Das gilt auch und vor allem für die Kapitalmarkttheorie. Über einen langen Zeitraum hat diese ignoriert, dass Börse nicht nur von nackten Zahlen und Fakten, sondern vor allem von der Psychologie der Marktteilnehmer*innen bestimmt wird. ‚Angst und Gier’ sind die wesentlichen und menschlichen Faktoren, die die das Auf und Ab an den Märkten bestimmen. Die Kapitalmarkttheorie berücksichtigt nämlich nicht, dass sich die Gefühlslage eines Anlegers schlagartig ändert, wenn sein Depot ins Minus rutscht. Dann kommen ‚Angst’ und ‚Gier’ ins Spiel. Die beiden Parameter, die auch die Kapitalmarkttheorie nicht als logisch und wissenschaftlich erfassbare Fakten berücksichtigt.
Es ist ein großer Unterschied, ob ein Kursrückgang und damit ein Wertverlust nur ‚kalt’ auf dem Papier oder dem Bildschirm als reine Rechengröße wahrgenommen wird, oder ob ein Anleger aus Fleisch und Blut sein Erspartes dahin schmelzen sieht. Hinzu gesellen sich vielleicht diverse schlechte Nachrichten in den Medien. Die Kapitalmarkttheorie, wie auch andere wissenschaftlich gestützte Theorien berücksichtigen nicht die psychische Verfassung des Menschen, der in solchen Situationen aus verständlicher Angst Entscheidungen fällt, die nicht unbedingt rational oder logisch sind.
Chancen nutzen und Risiken minimieren
Kapitalmarkttheorie hin oder her. Jeder Anleger sollte immer darauf achten, dass er seine persönlichen Präferenzen in den Vordergrund seiner Entscheidungen stellt und sein Portfolio danach ausrichtet. Was unterm Strich zählt, ist eine gesunde Balance. Und damit sind wir wieder bei der Kapitalmarkttheorie. Eine wichtige Erkenntnis ist in diesem Zusammenhang, dass das Verhältnis von Chancen einerseits und Risiken auf der anderen Seite im Zeitverlauf nie konstant ist. Es kann immer schwanken. So hat die Kapitalmarkttheorie natürlich ihre Berechtigung. Kombinierst du sie mit ein bisschen Expertise und Bauchgefühl, dann stellst du dir am besten dien individuelles Portfolio zusammen. Je nach deinen persönlichen Präferenzen entweder sicherheitsorientiert, ausgewogen oder risikoorientiert. Damit handelst du auch nach der Kapitalmarkttheorie.
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